Akute und chronische Erkrankungen

Unabhängig von genetischen Faktoren oder falscher Ernährung können auch Erkrankungen zu Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichts führen.
Chronische Erkrankung

Auf einen Blick: Ursachen einer chronischen Azidose

  • Ernährung: Häufiger Verzehr säurebildender Lebensmittel (Proteine, Phosphorsäure) bei gleichzeitig geringer Zufuhr basischer Lebensmittel (Obst und Gemüse)
  • Diäten und Fastenkuren: Beim Fettabbau entstehen Ketosäuren
  • Sport: Hohe körperliche Aktivität (Laktatproduktion)

Eine latente Azidose ist ein Überschuss an Säure und ein Mangel an ausgleichenden Basen.

Säure gehört dazu – aber nicht zu viel

Die eiweißreiche Durchschnittskost der Deutschen belastet den Organismus täglich mit einem Säureüberschuss von 50 bis 100 mmol. Auch bei drastischen Diäten zur Gewichtsreduktion sammeln sich saure Stoffwechselprodukte an, sogenannte Ketosäuren. Wenn die körpereigenen Puffersysteme und die Nieren störungsfrei funktionieren, kann der Körper ein Überangebot an Säuren neutralisieren. Wenn die Puffersysteme überlastet sind oder die Funktion der Niere beeinträchtigt ist, kippt das Gleichgewicht. Die Speicher der Basen – der Säuregegenspieler – sind irgendwann aufgebraucht. Die Folge ist eine chronisch latente Azidose.

Akute und chronische Form der Azidose

Die Erschöpfung der Basenspeicher kann schleichend erfolgen: bei chronischen Erkrankungen wie z.B. RheumaDiabetes oder einseitiger Diät. In der Medizin wird zwischen der akuten und der chronischen Azidose unterschieden. Dieser Ratgeber beschäftigt sich ausschließlich mit der chronischen Azidose. Die akute Übersäuerung wird als medizinische Notsituation ausgeklammert.

Tatsächlich ist es ein großer Unterschied, ob eine Übersäuerung rasch und akut oder langsam und chronisch auftritt: Es handelt sich um grundverschiedene Krankheitsbilder bzw. Störungen.

  • Bei einer akuten Azidose kommt es zu einer lebensbedrohlichen Verschiebung des pH-Wertes im Blut. Dies wird als metabolische (stoffwechselbedingte) oder respiratorische (atembedingte) Azidose bezeichnet. Hierbei handelt es sich um einen medizinischen Notfall.
  • Bei der chronisch latenten Azidose (CLA) hingegen ist der pH-Wert im Blut leicht ins Saure verschoben, aber immer noch innerhalb des Normbereichs. Diese Form der Azidose kann sich über Monate oder Jahre hinweg bilden. Das ist nicht lebensbedrohlich, kann aber die Lebensqualität beeinflussen und Krankheiten begünstigen. Dieser Form der Übersäuerung widmet sich unser Säure-Basen-Ratgeber.

Erkrankungen als Risikofaktor

Ein Säureüberschuss entsteht nicht, wenn man zu viele Zitrusfrüchte isst. Im Gegenteil: Die sauren Früchte wirken im Organismus durch ihre organischen Mineralstoffverbindungen – z.B. Magnesiumcitrat – sogar basisch. Citrate sind Salze der Zitronensäure.

Für die Entstehung einer chronisch latenten Azidose (CLA) sind häufig mehrere Faktoren verantwortlich, die zu einem Säure-Basen-Ungleichgewicht führen. Ein gesunder Mensch, der sich einseitig ernährt, kann den Säureüberschuss noch gut kompensieren. Werden die Basenspeicher jedoch langfristig nicht aufgefüllt oder kommen Erkrankungen wie Gicht, Rheuma oder Diabetes hinzu, steigt die Säurebelastung und eine CLA kann entstehen.

Was Sie dagegen tun können, erfahren Sie im Abschnitt Behandlung.

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Folgende Störungen und ihre Ursachen sind bekannt

  • Erhöhte Produktion von Wasserstoff-Ionen
    • Diabetische Keto-Azidose (zu viel Ketosäure)
    • Laktat-Azidose (zu viel Milchsäure)
    • alkoholische Keto-Azidose (alkoholbedingte Ansammlung von Ketonkörpern)
    • langdauernder Hungerzustand (Ketosäure durch Fettabbau)
  • Verminderte Ausscheidung von im Körper gebildeter Säure
    • Niereninsuffizienz
    • altersbedingtes Nachlassen der Nierenfunktion
  • Einnahme von Medikamenten
    • Schmerzmittel (Antirheumatika, Acetylsalicylsäure)
  • Bicarbonatverlust über den Magen-Darm-Trakt
    • Durchfall
  • Nierenbedingter Bicarbonatverlust
    • frühes Stadium des Nierenversagens
    • hormonelle Erkrankungen (M. Addison, Hypoaldosteronismus)

Weiterführende Informationen zum Thema basische Ernährung:

Literatur:

  1. Goedecke, T.; Vormann, J. u.a.: Chronisch übersäuert? Säure-Basen-Balance und
  2. Gesundheit. 110 S., Verlag Fona Edition, CH-Lenzburg 2006, ISBN: 3-03780-802-0, Hammelmann, I.: Säure-Basen kurz und bündig. Haug, Stuttgart, 2007, ISBN 978-3-8304-2263-1
  3. Konig D et al: Effect of a supplement rich in alkaline minerals on acid-base balance in humans. Nutr J 2009; 8: 23
  4. Manz F: History of nutrition and acid-base physiology. Eur J Nutr 2001; 40: 189-199
  5. Vormann J: Säure-Basen-Haushalt: Latente Azidose als Ursache chronischer Erkrankungen. In: Marktl W (Hrsg.): Säure-Basen-Schlacken. Springer Verlag, Wien 2007, 25-37
  6. Vormann J: Säure-Basen-Haushalt: Latente Azidose als Ursache chronischer Erkrankungen. In: Marktl W (Hrsg.): Säure-Basen-Schlacken. Springer Verlag, Wien 2007, 25-37
  7. Yancy WS et al: Acid-base analysis of individuals following two weight loss diets. Eur J Clin Nutr 2007; 61: 1416-1422

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Das Verhältnis von Säuren zu Basen im Körper ist ein sehr fein reguliertes Gleichgewicht. Der Körper nutzt zur Erhaltung dieses Gleichgewichtes verschiedene Mechanismen der Neutralisation von überschüssigen Säuren: Sie können in Form von Kohlenstoffdioxid abgeatmet werden, im Urin als gebundene Harnsäure ausgeschieden werden oder unter Veränderung des pH-Wertes im Bindegewebe und im Blut zwischengelagert werden. Die Symptome einer Übersäuerung sind daher vielfältig. Betroffenen können ihren Säure-Basen-Haushalt mit einigen Änderungen im täglichen Leben leicht positiv beeinflussen. Die größten Möglichkeiten zur Einflussnahme bieten die Ernährung, sportliche Aktivitäten, Saunagänge, Basenbäder und Fasten.

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