Gründe und Folgen einer Übersäuerung
Damit die Körperfunktionen optimal ablaufen können, muss der Säure-Basen-Haushalt konstant in einem bestimmten pH–Bereich von 7,37–7,45 gehalten werden. Bei den zahlreichen Stoffwechselvorgängen im menschlichen Körper fallen viele saure Stoffwechselprodukte als „Abfall“ an. Diese sauren Metabolite müssen entweder vom Körper ausgeschieden oder neutralisiert werden. Insgesamt verfügt der Körper über die drei folgenden Regulationsvorgänge für die Aufrechterhaltung des optimalen pH-Bereichs. Bikarbonat und die Plasmaproteine im Blut können die sauren Metabolite schnell puffern und sind damit Bestandteil des Puffersystems. Über die Lunge kann im Falle einer Übersäuerung Kohlendioxid (CO2) abgeatmet werden, wodurch die Azidose kompensiert wird. Die Niere bildet den letzten der drei Regulationsmechanismen und kann die anfallenden Wasserstoffionen (H+) ausscheiden, um einer Übersäuerung entgegenzuwirken [1].
Der menschliche Körper besitzt 20 Mal so viel freie Basenmoleküle wie freie Säuremoleküle. Wenn saure Lebensmittel verzehrt werden, führt das in keinem Fall zu einer Übersäuerung des Körpers. Darüber hinaus entfalten viele Lebensmittel, die als sauer gelten im Körper eine basische Wirkung (Beispiel: Essig, Zitrone). Des Weiteren werden die benötigten Puffersubstanzen nicht durch die Nahrung aufgenommen, sondern vom Körper im Routinebetrieb gebildet [3]. Grundsätzlich werden zwei Störungen unterschieden, welche zu einer Übersäuerung führen können.
Respiratorische Azidose
Bei der respiratorischen Azidose kommt es aufgrund einer veränderten Atemtätigkeit (Respiration) zu einer Übersäuerung. Prinzipiell wird über die Lunge zu wenig Kohlenstoffdioxid (CO2) abgeatmet, wodurch es zu einem erhöhten Teildruck im Blut kommt. Enzyme spalten dort das angestaute Kohlendioxid zu Bikarbonat und Wasserstoffionen (H+). Je höher die Konzentration der Wasserstoffionen im Blut steigt, desto stärker übersäuert der Körper. Diese Störung kann akut sowie auch chronisch auftreten. Als Beispiel für eine akute Störung soll das Tauchen in der Schwimmhalle dienen. Das Kohlendioxid kann während des Tauchens nicht abgeatmet werden und staut sich im Körper, wodurch dieser übersäuert. Nach einer gewissen Zeit werden Luftnot und der Drang, Luft zu holen, verspürt. Wird nicht aufgetaucht, kommt Benommenheit, Schwäche, Desorientiertheit und zum Schluss Bewusstlosigkeit hinzu. Beispiel für eine chronische Störung ist der langjährige Kettenraucher, welcher unter einer COPD leidet. Bei dieser Krankheit sind das Lungengewebe zerstört und die Atemwege verengt, sodass das Kohlendioxid nicht abgeatmet werden kann und sich mehr und mehr im Körper anhäuft. Die Symptome äußern sich auch durch Schwäche, Antriebslosigkeit, Luftnot bis hin zur Bewusstlosigkeit [1][2].
Rezeptideen für eine basische Ernährung
Metabolische Azidose
Bei der metabolischen Azidose entsteht die Übersäuerung aufgrund veränderter Stoffwechseltätigkeiten im Körper. Das Bikarbonat ist hierbei oftmals erniedrigt, sodass das wichtige Blutpuffersystem nicht optimal funktioniert. Dieser Mangel an basischen Anionen führt zu einer schlechteren Abpufferung der im Stoffwechsel anfallenden sauren Metaboliten. Der pH-Wert sinkt unter 7,37 und es entsteht eine Azidose. Ein bekanntes Beispiel ist eine intensive Sportbelastung an der Höchstleitungsgrenze. Hierbei entsteht viel Laktat, wodurch im Körper eine Laktatazidose entstehen kann, die Leistung einknickt und abgebrochen werden muss (Beispiel: Sprinten). Diabetes geht häufig mit einer Stoffwechselentgleisung einher. Der Körper kann die Blutglucose, welche die Energie bereitstellt, nicht mehr (genügend) in die Zellen zur Energiegewinnung aufnehmen. Der menschliche Organismus bildet ersatzweise andere energiereiche saure Metabolite wie Ketonkörper. Es entsteht eine diabetische Ketoazidose.
Auch bei einer Niereninsuffizienz kann der Säure-Basen-Haushalt nicht mehr ausreichend reguliert werden, mit der Gefahr in die metabolische Azidose zu gelangen. Gleiches gilt auch für bestimmte Medikamente wie Metformin oder Aspirin. Typische Symptome der metabolischen Azidose sind Luftnot, Desorientiertheit und zunehmende Bewusstseinseintrübung [1][2].
Behandlung einer Übersäuerung
Mithilfe der Blutgasanalyse kann eine Azidose diagnostiziert werden. Dem Patienten wird hierbei peripheres arterielles Blut, meist aus dem Ohrläppchen, entnommen und analysiert. Da der Säure-Basen-Haushalt ein offenes System ist und vielen Einflussgrößen und Regulationsmechanismen unterliegt, muss der pH-Wert immer in Zusammenhang mit dem Sauerstoff– und Kohlendioxidpartialdruck im Blut sowie der Bikarbonatkonzentration interpretiert werden. Dies ermöglicht eine Unterscheidung zwischen einer metabolischen und respiratorischen Azidose. Bei der Behandlung muss zuerst immer die Ursache beseitigt werden, damit wieder ein natürlicher Gleichgewichtszustand im Säure-Basen-Haushalt entstehen kann (Beispiel: optimale Einstellung eines entgleisten Diabetes). Nachdem die ursächliche Therapie begonnen wurde, können die Symptome unter engmaschigen Laborkontrollen behandelt werden. Bei der respiratorischen Azidose kommen Maßnahmen wie eine Atemunterstützung, Physiotherapie und Rauchverzicht zur Anwendung. Bei der metabolischen Azidose ist immer die Beseitigung der Ursache einer therapeutischen Bikarbonatgabe vorzuziehen. Bei einer Niereninsuffizienz ist das Mittel der Wahl eine Dialyse, um die Azidose zu bekämpfen.
Die gewählten akuten Beispiele für die respiratorische Azidose (Tauchen) und die metabolische Azidose (Sprinten) sind für einen gesunden Menschen natürlich unbedenklich, da sich nach Abbruch der Tätigkeit der Säure-Basen-Haushalt schnell wieder einpendelt.
Weiterführende Informationen zum Thema basische Ernährung:
Quellen
- [1] Gerald Herold et al.: Innere Medizin. Gerd Herold Verlag, 2015, S. 589–592.
- [2] „Störungen des Säure-Base-Haushaltes“, http://www.aerzteblatt.de/archiv/47498, 10.01.2016
- [3] „5 Ernährungsmythen“, http://www.apotheken.de/gesundheit-heute-news/article/fuenf-ernaehrungsmythen/ ,10.01.2016