Osteoporose-Patienten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die Osteoporose zu den zehn häufigsten Erkrankungen weltweit. Bei jeder dritten Frau ab 50 Jahren werden die Knochen brüchig.
Osteoporose Patient

Auch wenn es nicht so scheint: Der Knochen ist ein lebender Organismus, der ständig umgebaut wird. Bis zum 30. Lebensjahr ist die Bilanz positiv. Dabei spielen zwei Knochenzellen eine besondere Rolle: Die Osteoblasten und die Osteoklasten. Osteoklasten säubern Bruchstellen und bauen den Knochen ab. Osteoblasten hingegen bauen den Knochen wieder auf. Um sich das leichter zu merken, hilft eine Eselsbrücke: Osteoblasten bauen, Osteoklasten klauen.

Osteoporosemittel mit heftigen Nebenwirkungen

In der Women’s Health Initiative (WHI) wurde an Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren die Wirksamkeit der etablierten Kombination von Calcium und Vitamin D3 untersucht. Das Ergebnis überraschte: Die Knochendichte im Bereich der Hüfte steigt nach einer Behandlungszeit von etwa sieben Jahren gegenüber einer Scheintherapie nahezu nicht an. Auch die Therapie mit Hormonen bringt nicht die erhofften Ergebnisse. Deshalb erscheint es besonders wichtig, einer Osteoporose frühzeitig entgegenzuwirken. Nur womit? Calcium, Vitamin D3 und Hormone sind vermutlich nicht ausreichend wirksam. Es erscheint daher sinnvoller, den Abbau der Knochenmasse rechtzeitig zu stoppen.

Der Knochen als Puffersystem

Eine latente Azidose kann eine Osteoporose verschlimmern. Das Skelettsystem spielt im Säure-Basen-Haushalt durch neutralisierende Effekte „basischer” Knochenmaterialien eine wichtige Rolle. Der Knochen enthält basische Mineralstoffverbindungen. Ist die Kapazität der körpereigenen Puffersysteme erschöpft, werden diese aus dem Knochen zur Neutralisation von Säure freigesetzt. Gleichzeitig werden Calcium und Magnesium aus dem Knochen gelöst, was langfristig zum Verlust von Knochensubstanz führt. Zudem beeinflusst eine latente Azidose die Aktivität der Knochenzellen. Osteoklasten mögen Säure. Leidet der Körper unter einer chronisch latenten Azidose, steigern die knochenabbauenden Zellen ihre Aktivität und die Osteoporose wird gefördert. Eine Korrektur des Säureüberschusses führt hingegen zu einer Steigerung der Osteoblastenaktivität. Dies bewirkt einen verstärkten Knochenaufbau und eine Verbesserung der Knochenstabilität.

Die tägliche Basenzufuhr wirkt deshalb einer Osteoporose auf natürlichem Wege entgegen.

Azidose macht Knochen brüchig

Zwischen dem Säure-Basen-Haushalt und dem Mineralstoffwechsel bestehen enge wechselseitige Beziehungen. Eine latente (versteckte) Azidose kann zu einem vermehrten Calciumverlust über die Nieren führen. Andererseits kann die Zufuhr von Elementen wie Kalium oder Magnesium eine günstige Einwirkung auf den Säure-Basen-Stoffwechsel haben.

In der Framingham Osteoporosis Study wurde die Knochendichte der Probanden an Hüfte und Unterarm in einem Abstand von vier Jahren gemessen. Wie sich die Probanden über diesen Zeitraum ernährten, wurde mittels eines Fragebogens erhoben. Untersucht werden sollte der Einfluss basischer Nahrungsmittel (Früchte, Gemüse, Kalium- und Magnesiumaufnahme) sowie säurebildender Nahrungsmittel wie Protein auf den Knochenstoffwechsel. Dabei wurde bewiesen, dass eine hohe Aufnahme basenbildender Nahrungsmittel die Knochendichte positiv beeinflusst.

In einer Studie von Buclin et al. wurde eine „säurebildende“ Ernährungsweise mit einer basenreichen Ernährung verglichen. Im Vergleich führte die säurereiche Ernährung zu einer Steigerung der Calciumausscheidung um 74 Prozent. Scheidet der Körper mehr Calcium aus, steht ihm weniger „Bausubstanz“ für die Knochen zur Verfügung. Langfristig wird dem Knochen Calcium entzogen – er wird brüchiger.

Rezeptideen für eine basische Ernährung

Kuhmilch wenig sinnvoll?

Die meisten Osteoporosepatienten haben einen Calcium- und Vitamin-D-Mangel. Der Osteoporosepatient ist meist ein alter Patient. Dieser Personengruppe fällt es schwer, ihren Calcium- und Vitamin-D3-Bedarf mit der Nahrung zu decken.

Bei ausreichender Zufuhr von Milchprodukten lässt sich zwar der Calciumbedarf decken, nicht aber ein Vitamin-D3-Defizit beseitigen. Dabei sollte Calcium aus unterschiedlichen Quellen stammen. Zudem gehören Milchprodukte zu den säurebildenden Lebensmitteln.

Eine Studie der Harvard School for Public Health sieht Kuhmilch sogar kritisch. Die Wissenschaftler untersuchten an 75.000 Frauen über einen Zeitraum von zwölf Jahren, ob Milch sich positiv auf den Knochen auswirkt. Das Ergebnis war überraschend: Die Knochen der Milchtrinkerinnen waren nicht widerstandsfähiger, sondern sogar einem höheren Bruchrisiko ausgesetzt. Erklärt wird dieser Zusammenhang mit der Übersäuerung des Körpers, der durch häufigen Milchkonsum ausgelöst wird. Zur Neutralisation entzieht der Körper den Knochen ihren Calciumvorrat, wodurch das Osteoporose-Risiko steigt.

Magnesium zur Unterstützung

Beim Thema Knochen denkt man meist an das Mineral Calcium. Magnesium ist für die Knochengesundheit aber mindestens genauso wichtig. Eine amerikanische Studie wies bei 16 von 19 Frauen mit Osteoporose Magnesiumwerte in Körper und Knochen nach, die unterhalb der empfohlenen Normalwerte lagen. Die Knochen der betroffenen 16 Frauen wiesen außerdem eine auffällige Kristallbildung auf: Ein Faktor, der das Knochenbruchrisiko erhöhen könnte. Die drei Probanden mit normalem Magnesiumstatus zeigten demgegenüber eine normale Kristallbildung im Knochen. Magnesium gibt es in verschiedenen Salzformen, z.B. als Magnesiumoxid oder als Magnesiumcitrat. (Preiswerte) Oxide haben eine schlechte Bioverfügbarkeit. Es nützt wenig, wenn Hersteller mit großen Mengen (1200 mg) werben, wenn nur ein Bruchteil davon vom Körper aufgenommen (resorbiert) wird. In einer Studie von Walker et al. wurde die Bioverfügbarkeit der Magnesiumverbindungen Magnesium-Aminosäure-Chelat, Magnesiumcitrat und Magnesiumoxid verglichen. Magnesiumcitrat zeigte dabei die beste Bioverfügbarkeit.

Einige in der Lebens- und Ernährungsweise verankerte Risikofaktoren für Osteoporose lassen sich leicht beeinflussen. Dazu gehören:

  • Bewegungsmangel
  • Calciummangelernährung
  • Genussmittelkonsum (Zigaretten und Alkohol)
  • Cola-Konsum

Weiterführende Informationen zum Thema basische Ernährung:

Literatur:

  1. Arnett TR, Spowage M. Modulation of the resorptive activity of rat osteoclasts by small changes in extracellular pH near the physiological range. Bone 1996; 18: 3 277-279
  2. Bastigkeit, M.: Korrektur der latenten Azidose bei Rheuma & Osteoporose, Journalmed 2/2007
  3. Buclin T. et al. Diet Acids and Alkalis Influence Calcium Retention in Bone. Osteoporos. Int. 2001; 12: 493-499
  4. Harvard School for Public Health: Calcium an Milk; Whats´s Best vor Your Bones and Health (2013)
  5. Imoberdorf, R.: Säurearme Ernährung zur Osteoporoseprophylaxe, Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin, 2013: 1/13, 17f
  6. Jehle S, Krapf R. Essen wir zu sauer? Schweiz Med Forum 2010; 10 (8): 152–153.
  7. New SA. Nutrition Society Medal lecture. The role of the skeleton in acid-base homeostasis. Proc. Nutr. Soc. 2002; 61: 2 151-164
  8. Meghji S. et al:. PH dependence of bone resorption: mouse calvarial osteoclasts are activated by acidosis. Am. J. Physiol. Endocrinol. Metab. 2001; 280: E112-E119
  9. Sebastian A, Frassetto LA, Merriam RL, Sellmeyer DE, Morris RC. An evolutionary perspective on the acid-base effects of diet. In: Acid-Base Disorders and Their Treatment. Gennari FJ, Adrogué HJ, Galla JH, Madias NE (eds.) Taylor & Francis Group 2005. 241–292.
  10. Tucker KL. et al. The acid-base hypothesis: diet and bone in the Framingham Osteoporosis Study. Eur. J. Nutr. 2001; 40: 5 231-237
  11. Walker AF, Marakis G, Christie S and Byng M: Mg citrate found more bioavailable than other Mg preparations in a randomised, double-blind study. Magnesium Research 16:183-191 (2003)

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