Auf einen Blick
- Eine einmalige pH-Messung im Urin ist für die Diagnose einer chronisch latenten Azidose nicht sinnvoll. Aussagekräftiger ist die Messung nach Sander oder die Bestimmung der Netto-Säureausscheidung im 24-Stunden Sammelurin.
Messmethode nach Sander
Pauschal kann nicht gesagt werden, dass eine Urinmessung zu ungenau ist. Dies gilt für das simple Messverfahren, bei dem der pH-Wert mit Hilfe eines Urinstreifens einmalig in den Urin eingetaucht und der Wert abgelesen wird.
Viel genauer ist die aufwendige Urinmessmethode nach Sander. Dabei werden neben dem pH-Wert von fünf Urinproben zusätzlich die gebundenen sauren bzw. basischen Anteile im Urin erfasst. Aus diesen Daten kann der mittlere Säurequotient errechnet werden, der als Maß für die gesamte Pufferkapazität des Urins herangezogen wird. Dieser ist eine Messzahl für die Säurebelastung des Körpers.
Säurebestimmung im Sammelurin
Die Bestimmung der sogenannten Netto-Säureausscheidung innerhalb eines Tages erlaubt präzise Aussagen über die Säure-Basen-Bilanz. Der über 24 Stunden gesammelte Urin wird
hinsichtlich sämtlicher für die Beurteilung des Säure-Basen-Status relevanter Ausscheidungsprodukte analysiert und daraus die Netto-Säureausscheidung des Tages bestimmt. Je höher die Ausscheidemenge über die Niere ausfällt, desto größer ist die Säurebelastung des Organismus. Nachteile dieser Methode sind die umständliche Urinsammlung sowie die bisher nur wenigen Instituten vorbehaltene Analytik.
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Messung im Blut
Eine weitere verlässliche Methode zur Bestimmung des Säure-Basen-Haushaltes ist die Bestimmung der Pufferkapazität im Blut nach Jörgensen. Dabei wird die Pufferkapazität des Blutes und des Plasmas bestimmt. Hieraus kann der Puffergehalt in den Zellen errechnet werden, der einen Rückschluss auf den Grad einer Übersäuerung ermöglicht. Je niedriger die Pufferkapazität des Blutes ist, desto mehr körpereigene Puffersubstanzen sind verbraucht. Leider wird diese Blutanalyse nur von wenigen Speziallabors angewandt.
Säurekorrektur auch ohne Nachweis?
Normalerweise gilt in der Medizin der Grundsatz „erst Diagnose, dann Therapie“. Vor einer Azidosetherapie müsste demnach eine latente Übersäuerung nachgewiesen werden. Da das in der Praxis sehr aufwendig ist, kann man selber am besten mit Hilfe einer Überprüfung der Ernährung feststellen, ob man zu einer Übersäuerung neigt. Denn eine einseitige Ernährung mit einem hohen Anteil säurebildender Lebensmittel bei gleichzeitig zu geringem Verzehr an basischen Lebensmitteln kann zu einer latenten Azidose beitragen. So ist es einleuchtend, dass mit einer basenbildenden Ernährung einer Übersäuerung entgegengewirkt werden kann. Möchte man seine Ernährungsgewohnheiten überprüfen, eignet sich das Führen eines Ernährungsprotokolls, das mit Hilfe einer Nahrungsmitteltabelle oder eines Säure-Basen-Rechners ausgewertet wird.
Weiterführende Informationen zum Thema basische Ernährung:
Literatur:
- Edwards S.L.: Pathophysiology of acid base balance: The theory practice relationship. Intensive Crit Care Nurs. 2007-08-26
- Jörgensen HH: Säure-Basen-Haushalt – Ein praxisnahes Meßverfahren zur Bestimmung der Pufferkapazität. „Erfahrungsheilkunde“ 5/1985, S. 372-377
- Laski M.E. Kurtzmann: Acid-base disorders in medicine; Dis Mon. 1996, Feb, 42 (2): 51-125
- Hyneck ML.: Simple acid base disorders; Am. J. Hosp. Pharm. 1985 Sep, 42(9): 1992-2004
- Remer T.: Influence of nutrition on acid-base balance – metabolic aspects. Eur. J. Nutr. 40(5): 214-220
- Goedecke T.: Latente Acidose: Übersäuerung als Ursache chronischer Erkrankungen. Schweiz. Zeitschrift Ganzheitsmedizin 2002; 14(2), 90-96
- Hiedermann, F., Rumler K., Erläuterungen zum Säure-Base-Haushalt und zum Verständnis der Sander-Methode. Hemotoxin-journal 1/1965
- Jörgensen, H.H.: Mit der Pufferkapazität steht und fällt die Leistung. In: Informationen zur Naturheilkunde. Sommer-Verlag, Teningen 1988
- Kern, B.: Von der Wichtigkeit des Säure-Basen-Gleichgewichtes; eine Frage von größter medizinischer Bedeutung. Sanum-Post 2/1988
- Vormann, J.: Harmonisch zum Säure-Basen-Gleichgewicht, 2003.
- Walker, AF, Marakis, G., Christie, S., Byng, M.: Mg citrate found more bioavailable than other Mg preparations in a randomised, double-blind study. Magnesium Research 16:183–191 (2003).