Säure-Basen-Haushalt
Der Säure-Basen-Haushalt ist nur eines von vielen Systemen des menschlichen Körpers. Alle diese Systeme haben die Gemeinsamkeit, dass sie exakt reguliert und im Gleichgewicht gehalten werden müssen. Der optimale Bereich des pH–Wertes ist zwischen 7,37 und 7,45. Die lateinische Abkürzung „pH“ steht für „potentia Hydrogenii“ und bedeutet „Stärke des Wasserstoffs“. Denn genau diese Konzentration der Wasserstoffionen ist verantwortlich für eine Übersäuerung oder einen Basenüberschuss im Organismus. Ab einem pH-Wert unter 7,37 ist der Körper übersäuert und ab einem pH-Wert über 7,45 besteht ein Basenüberschuss. Die meisten sauren Stoffe werden nicht durch die Nahrung aufgenommen, sondern entstehen im Stoffwechsel. Generell besitzt der Körper die drei folgenden Regulationsmechanismen, um die anfallenden sauren Produkte zu neutralisieren oder auszuscheiden. Im Blut sind eine große Mengen an freien Pufferbasen enthalten, welche schnell und effektiv die sauren Stoffe abpuffern können. Auch die Lunge greift über die Regulation des Kohlenstoffdioxidgehaltes in den Säure-Basen-Haushalt ein. Die Niere steuert über die Ausscheidung von Säuren oder Basen ebenso das Gleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt. Deshalb können bestimme Erkrankungen der Lunge, Niere oder des Stoffwechsels (freie Pufferbasen) zu einer dauerhaften Entgleisung des Säure-Basen-Haushaltes führen. Um einige Krankheiten mit Beteiligung des Säure-Basen-Haushaltes zu nennen: schlecht eingestellter Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, COPD (chronisch-obstruktive Lungenkrankheit).
Lebensmittel und Säure-Basen-Haushalt
Jeder Mensch weiß aus eigener Erfahrung, dass Zitronen sauer schmecken und Kaffee einen empfindlichen Magen reizen kann. Ein Blick auf die Säure-Basen-Tabelle der Lebensmittel zeigt, dass diese beiden Lebensmittel aber basisch sind. Gleiches gilt auch für Orangen, Weißwein oder Rucola. Im ersten Moment erscheint dies paradox, hat aber eine einfache Erklärung. Es ist wichtig zu wissen, dass der Geschmacks– und Geruchssinn oftmals bei der Einschätzung des Lebensmittels nicht weiterhilft. Natürlich kann ein Lebensmittel sauer schmecken, das heißt aber nicht automatisch, dass es im Körper auch sauer wirkt (Beispiel: Zitrone) [4]. Grundsätzlich wirkt im Mund die Säure und im restlichen Organismus das, was nach der Verdauung übrig bleibt. Beispiel: Früchte. Früchte sind reich an organischen Säuren, die für den sauren Geschmack verantwortlich sind, aber vom Körper schnell verstoffwechselt werden. Übrig bleiben die basischen Mineralstoffe wie Kalium oder Magnesium. Durch den hohen Gehalt an Mineralstoffen gilt auch Gemüse als basisches Lebensmittel. Eiweißreiche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Milch– oder Getreideprodukte sind reich an sauren Aminosäuren. Im Stoffwechsel entsteht aus den sauren Aminosäuren Sulfat, das zusammen mit Phosphor und Chlorid im menschlichen Körper eine saure Wirkung entfaltet. Wenn nun durch die Nahrung viel Säure im menschlichen Körper anfällt, wird diese durch die freien Pufferbasen abgepuffert. Die neutralisierten Säuren werden mit den verbrauchten Pufferbasen über die Niere ausgeschieden und dem Körper entzogen. Doch kann dies zu einer Übersäuerung führen? Die Ernährungsgewohnheiten des Menschen haben sich in der heutigen Wohlstandsgesellschaft stark gewandelt. Es werden (zu) viel Fleisch-, Milch-, Getreideprodukte verzehrt, ballaststoffarm gegessen und beim schnellen Hunger auf Schokolade oder Süßigkeiten zurückgegriffen. Alle genannten Lebensmittel wirken sauer und manche kamen evolutionär gar nicht in der Ernährung vor (Beispiel: Schokolade). Dennoch besitzt der Mensch einen gewaltigen Vorrat an freien Pufferbasen in einem Verhältnis von 20:1 zu den freien Säuren. Diese großen Mengen an freien Pufferbasen reichen auch bei den heutigen Ernährungsgewohnheiten aus, um die anfallenden Säuren und Basen schnell und effektiv abzupuffern. Vorausgesetzt, dass keine Stoffwechsel-, Lungen- oder Nierenerkrankungen vorliegen. Es ist immer noch sehr umstritten, ob eine dauerhafte Übersäuerung durch die Ernährung überhaupt entstehen und Krankheiten verursachen kann. Dennoch geht das Konzept der basischen Ernährung in die richtige Richtung, da mehr Obst und Gemüse, weniger Fleisch und Süßigkeiten und regelmäßige Bewegung empfohlen wird [2][4].
Ob ein Lebensmittel sauer oder basisch auf den Körper wirkt, gibt der PRAL–Wert an. Lebensmittel mit einem positiven Wert wirken sauer und Lebensmittel mit einem negativen Wert basisch. Zu beachten ist, dass der PRAL-Wert keine Aussagen über den pH-Wert vor dem Verzehr macht und daher kein Maß für ein eventuelles Sodbrennen ist [3].
Rezeptideen für eine basische Ernährung
Folgende Listen geben einen Überblick und erleichtern die basische Ernährung:
Übersicht Lebensmittel
Gemüse PRAL-Faktor | Obst PRAL-Faktor | Getränke PRAL-Faktor | Getreide PRAL-Faktor |
Spinat -14,0 | Rosinen -21,0 | Orangensaft -2,9 | Mais 3,8 |
Ruccola -7,5 | Feigen (getrocknet) -18,1 | Rotwein -2,4 | Roggenmehl 4,4 |
Kohlrabi -5,5 | Aprikosen -4,8 | Espresso -2,3 | Reis geschält 4,6
|
Sellerie -5,2 | Kiwi -4,1 | Mineralwasser -1,8 | Gerste 5,0 |
Karotten -4,9 | Weintrauben -3,9 | Kaffee -1,4 | Cornflakes 6,0 |
Zucchini -4,6 | Birne -2,9 | Weißwein -1,2 | Weizenmehl 6,9 |
Kartoffeln -4,0 | Ananas -2,7 | Traubensaft -1,0 | Haferflocken 10,7 |
Blumenkohl -4,0 | Orangen -2,7 | Tee -0,3 | |
Tomaten -3,1 | Zitronen -2,6 | Cola 0,4 | |
Lauch -1,8 | Apfel -2,2 | Bier, hell 0,9 | |
Eisbergsalat -1,6 | Erdbeere -2,2 | ||
Paprika -1,4 | |||
Broccoli -1,2 | |||
Spargel -0,4 | |||
Gurken 0,5 | |||
Süßigkeiten PRAL-Faktor | Nüsse PRAL-Faktor | Milchprodukte PRAL- Faktor | Fleisch und Fisch PRAL-Faktor |
Rohrzucker -1,2 | Mandeln 4,3 | Molke -1,6 | Hering 7,0 |
Honig -0,3 | Erdnüsse 8,3 | Buttermilch 0,5 | Lammfleisch 7,6 |
Zucker 0,0 | Eiweiß 1,1 | Shrimps 7,6 | |
Bitterschokolade 0,4 | Fruchtjoghurt 1,2 | Wiener Würstchen 7,7 | |
Milchschokolade 2,4 | Naturjoghurt 1,5 | Rindfleisch 7,8 | |
Hüttenkäse 8,7 | Schweinefleisch 7,9 | ||
Quark 11,1 | Hühnerfleisch 8,7 | ||
Camembert 14,6 | Kalbfleisch 9,0 | ||
Hartkäse 19,2 | Lachs 9,4 | ||
Eigelb 23,4 | Forelle 10,8 | ||
Schmelzkäse 28,7 | Salami 11,6 | ||
Parmesan 34,2 | Sardinen in Öl 13,5 | ||
Kaninchen 19,0 |
Weiterführende Informationen zum Thema basische Ernährung:
Quellen
- [1] Gerald Herold et al.: Innere Medizin. Gerd Herold Verlag, 2015, S. 589–592.
- [2] „5 Ernährungsmythen“, http://www.apotheken.de/gesundheit-heute-news/article/fuenf-ernaehrungsmythen/ ,10.01.2016
- [3] „PRAL-Tabelle“, http://www.vistaonline.ch/sites/default/files/uploadsfiles/PRAL_Tabelle.pdf ,12.01.2016
- [4] „Warum Zitronen im Körper basisch wirken“, http://www.nzz.ch/wissen/wissenschaft/warum-zitronen-im-koerper-basisch-wirken-1.17709625 ,12.01.2016