Im optimalen Fall liegt der pH-Wert im menschlichen Blut zwischen 7,37 und 7,45 (einheitenloser Wert). Ein pH-Wert unterhalb des Optimalwertes von 7,37 spricht für eine Übersäuerung (Azidose). Ein pH-Wert über 7,45 hingegen spricht für ein Übergewicht von Basen im Körper (Alkalose). Der pH-Wert im Körper wird unter anderem bestimmt durch verschiedene Blutsalze, gelöste Atemgase wie Kohlenstoffdioxid (CO2) und Protonen (Wasserstoff). Das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen wird reguliert durch die Atmung (Respiration) sowie den Stoffwechsel (Metabolismus). Gerät dieses fein austarierte Gleichgewicht zu sehr aus den Fugen, können sich verschiedene unangenehme Folgen daraus ergeben. Der Schweregrad der Symptome richtet sich nach der Größe der Abweichung vom oben genannten Optimalwert.
Übersäuerung – erste Anzeichen
Verschiedene Störungen der Atmung, wie zum Beispiel eine Schwäche der Atemmuskulatur, können zu einer Säure-Basen-Verschiebung führen. Auch Störungen des Stoffwechsels wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), eine Niereninsuffizienz oder starker Durchfall (Diarrhoe) mit großem Wasserverlust können das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen im Körper verschieben. In aller Regel kann der Organismus solche kurzfristigen Gleichgewichtsverschiebungen ausgleichen. Wird diese Pufferkapazität jedoch überschritten, können sich erste Symptome sichtbar machen.
Je näher sich der pH-Wert des Körpers in den sauren Bereich bewegt, desto wahrscheinlicher stellen sich Koordinationsstörungen, Kopfschmerzen, Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwäche, Persönlichkeitsveränderungen, Muskelzuckungen oder eine allgemeine Unruhe mit beispielsweise Schlafstörungen ein. Insgesamt sind die klinischen Zeichen einer Übersäuerung jedoch nicht sehr genau und könnten theoretisch auch eine große Vielzahl anderer Ursachen haben. Daher ist das Erkennen einer Übersäuerung meist eher Zufall im Rahmen einer Blutuntersuchung (Blutsalze oder direkte pH-Bestimmung).
Folgen und Gefahren einer schweren Übersäuerung
Eine schwere Übersäuerung mit pH-Werten unter 7.37 entsteht in der Regel nur durch zugrunde liegende, schwere organische Erkrankungen. Solch ein ernstzunehmender Zustand der Übersäuerung kann die verschiedenen Puffersysteme des menschlichen Körpers überfordern und erschöpfen. Daher werden zumeist auch die Auswirkungen und Symptome einer Übersäuerung ohne Therapie mit der Zeit immer schlimmer. Die Symptome, die anfangs womöglich auf die Übersäuerung hingedeutet haben, können schließlich bis hin zur völligen Bewusstlosigkeit mit verändertem Atemmuster und schweren Schäden des zentralen Nervensystems reichen.
Meistens ist jedoch der Schaden durch die Übersäuerung eher zweitrangig, da die zugrunde liegende Erkrankung wie etwa eine Niereninsuffizienz im Endstadium viele weitere schwerwiegende Komplikationen neben einer Übersäuerung mit sich bringt.
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Mögliche Langzeitfolgen
Eine leichte Übersäuerung, die sich noch am unteren Rand des Optimalbereichs bewegt, führt in der Regel zu keinen Langezeitfolgen. Maßnahmen wie etwa eine Lebensstilanpassung nach Ratschlägen eines Arztes oder etwa eines Ernährungswissenschaftlers können bestehende Beschwerden ohne Spätfolgen meist schnell beheben.
Zu beachten
Auch bestimmte Medikamentenwirkstoffe wie zum Beispiel Metformin zur Therapie des Diabetes mellitus oder eine überdosierte Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin, Acesal) können eine Übersäuerung hervorrufen. Schon beim Verdacht auf das Vorliegen einer medikamentösen Ursache sollte das jeweilige Arzneimittel in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt überdacht werden.
Verschiedene Alkohole, darunter Trinkalkohol (Ethanol), Methanol sowie Ethylenglykol (in Frostschutzmittel enthalten) können ebenfalls eine Übersäuerung mit schwerwiegenden Folgen verursachen. Bei Übersäuerung durch Alkoholvergiftung sollte möglichst eine notfallmäßige Therapie erfolgen.
Durch eine übermäßige Anreicherung des Salzes der Milchsäure (Laktat) im Muskelgewebe können auch Hochleistungssportler kurzweilig eine Übersäuerung erleiden. Diese ist jedoch zumeist ungefährlich.
Die gemachten Angaben sollen als Orientierungshilfe zu Folgen und Gefahren einer Übersäuerung dienen, können jedoch den Rat eines Arztes nicht ersetzen. Bei Unsicherheit im Umgang mit einer Übersäuerung sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
Weiterführende Informationen zum Thema basische Ernährung:
Bibliographie
- Thomas DuBose Jr. et al.: Harrisons Innere Medizin. Azidose und Alkalose, ABW Wissenschaftsverlag, 2012, S. 391ff.
- Rainer Klinke et al.: Physiologie. Säuren-Basen-Haushalt. Thieme, 2010, S 316 ff.
- Gerd Herold et al.: Innere Medizin. Säure-Basen-Haushalt. Herold, 2015, S. 589 ff.