Experten-Interview mit Prof. Dr. Vormann – Teil 2

Im ersten Teil unseres Interviews mit Prof. Vormann am 24.10.2016 stellte er sich vor und beantwortete einige persönliche Fragen. In diesem zweiten und letzten Teil unseres Interviews finden Sie nun interessante Fragen und Antworten zum Thema Säure-Basen-Haushalt.
Prof. Dr. Vormann

Sie leiten unter anderem den Ernährungsbereich der Gesundheitsprogramme „Fit für Pole“ für das Formel-1-Team. Was für eine Rolle spielt hierbei das Thema eines ausgeglichenen Säure-Basen-Haushaltes?

Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt ist für alle von großer Bedeutung. Gerade aber bei Personen die unter Stress stehen – sowohl körperlichem im Sport aber auch psychischem oder berufsbedingtem – muss man durch ausreichend Basen dafür sorgen, dass dieser Stress nicht zu gesundheitlichen Problemen führt. Im Formel-1-Bereich ist diese Stressbelastung sicher besonders hoch. Da oft gerade im Rennsportbereich das gesunde Essen zu kurz kommt, muss man die Basenreserven des Körpers immer wieder ausreichend auffüllen, auch mit vernünftigen Basenpräparaten.

Was halten sie von Hotels, die Basenfasten anbieten?

In unserer Überflussgesellschaft ist es sicher sinnvoll gelegentlich Abstand vom Überfluss zu nehmen. Basenfasten ist dazu eine gute Gelegenheit. Im Rahmen eines Gesundheitsurlaubs kann man sowohl für eine Gewichtsreduzierung und gleichzeitig für ein Auffüllen der Basenspeicher sorgen. In entsprechenden Hotels wird dann den Teilnehmern üblicherweise auch vermittelt, warum der Säure-Basen-Haushalt so wichtig ist.

Jemand möchte seine Ernährungsweise grundlegend umstellen. Was sind Ihre persönlichen Ratschläge?

Die Ernährung grundlegend umzustellen ist eine geradezu heroische Aufgabe, die für die meisten Menschen nicht durchführbar ist. Man sollte eher bei den üblichen Ernährungsgewohnheiten beginnen und kleine Änderungen in die richtige Richtung konsequent befolgen. Insbesondere würde ich empfehlen die Kohlenhydratzufuhr zu reduzieren und mehr Gemüse und Salat zu essen. Wenn Sie süße Softdrinks weglassen und zum Fleisch nicht große Portionen Nudeln oder Brot, sondern einen großen Salatteller bestellen, sind Sie auf dem richtigen Weg.

Welche Fehler werden häufig gemacht, wenn es um die Umstellung auf eine basenreiche Ernährung geht?

Oft wird versucht, zu viel auf einmal zu erreichen. Das Weglassen von Protein – das ja säurelastig ist – ist nicht die Lösung. Wir brauchen ausreichend Protein. Man muss aber durch ausreichend Verzehr von basenreichem Gemüse und Salat dafür sorgen, dass die Säurelast des Proteins ausgeglichen wird. Es geht nicht darum, alles was sauer ist zu meiden – das würde langfristig auch zu Problemen führen. Die Einteilung von Lebensmitteln in sauer=schlecht und basisch=gut ist also zu einfach, es kommt auf den Ausgleich an.

Rezeptideen für eine basische Ernährung

Basische Ernährung für Kinder: Was sollte man hierbei besonders berücksichtigen?

Gerade Kinder brauchen ausreichend Protein, das muss aber von Gemüse, Salat und Obst begleitet werden. Softdrinks haben in der Kinderernährung eigentlich nichts zu suchen und sollten nur gelegentlich konsumiert werden. Manche Eltern übertreiben es – eine rein basische Ernährung ist nicht notwendig, auch hier kommt es wieder auf das richtige Gleichgewicht zwischen sauren und basischen Lebensmitteln an.

Basentherapeutika als Unterstützung: Wann ist es besonders sinnvoll, solche Präparate einzunehmen?

Da unsere übliche Ernährung einen Säureüberschuss liefert, unser Körper insbesondere im Skelett jedoch einen großen Basenspeicher besitzt, kommt es erst spät zu Krankheitserscheinungen, wenn unsere Speicher erschöpft sind. Die alleinige Ernährungsumstellung reicht dann nicht aus. Man muss die Speicher mit Basenpräparaten auffüllen. Präventiv ist eine regelmäßige Basenkur sicher sehr sinnvoll, um Defizite zu vermeiden. Bei Basenpräparaten muss man aber darauf achten, die Basen in der Form zuzuführen, wie sie auch in Lebensmitteln enthalten sind. Deshalb sind Basenpräparate auf Citratbasis besonders sinnvoll.

Gibt es Einschränkungen für Menschen, welche auf unterstützende Präparate wie Basentherapeutika verzichten sollten?

Basenpräparate kann man praktisch auch langfristig ohne Bedenken einnehmen. Wenn die Nierenfunktion erheblich eingeschränkt ist, sollte man Basenpräparate, die ja immer auch Mineralstoffe enthalten, jedoch nur unter ärztlicher Kontrolle verwenden.

Was ist für Sie die wichtigste Botschaft den Säure-Basen-Haushalt betreffend?

Unser Organismus und Stoffwechsel ist im Laufe der Evolution eigentlich eher an einen Basenüberschuss angepasst gewesen. Erst seit wenigen Generationen ist in unserer Ernährung ein deutlicher Säureüberschuss üblich geworden. Langfristig führt das zu Problemen, die Vielen leider noch unbekannt sind. Gerade bei Älteren treten diese Probleme dann auf, da die Ausscheidungsfähigkeit der Niere für einen Säureüberschuss mit zunehmendem Alter nachlässt. Durch wenige Änderungen in der täglichen Ernährung und die zusätzliche Einnahme vernünftiger Basenpräparate kann man dieses Problem unserer gegenwärtigen Ernährung jedoch sehr gut in den Griff bekommen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Prof. Dr. Vormann für dieses interessante Interview!

Das Team des Säure-Basen-Ratgebers

Weiterführende Informationen zum Thema basische Ernährung:

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